PFARRKIRCHE
Gamlitz
KIRCHPLATZ und URBANI-KAPELLE RATSCH
RÖMERSTEINE
An der Außenseite der Pfarrkirche geben römerzeitliche und christliche Relief- und Grabsteine Zeugnis von der bewegten Geschichte dieses Siedlungsraumes.
Überaus bemerkenswert sind die römischen Grabsteine aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr.: Die architektonisch gerahmte Reliefplatte an der Westseite der linken Seitenkapelle zeigt zwei Jäger mit drei Jagdhunden. Eine genaue Deutung des Motivs ist bis heute nicht gelungen.
Die ähnlich gestalteten Reliefplatten an der Kirchensüdseite zeigen eine Darstellung von "Schreibern" im öffentlichen oder privaten Dienst und zwei nackte Krieger - wahrscheinlich nicht näher bekannte Heroen, die eine Erhöhung des Grabinhabers nach seinem Tod ausdrücken sollen.
Den rechts neben der Kriegergedenktafel eingemauerten Grabstein - laut Inschrift für ein früh verstorbenes Kind errichtet - hat der in Gamlitz beheimatete Volkskundler Professor Franz Ferk 1885 am Fuße des Sernauerberges entdeckt und ausgegraben.
GRABSTEINE AUS DEM 17. Jhdt.
An der Außenseite des südseitigen Zubaues sind Grabsteine aus dem 17. Jahrhundert angebracht, darunter das besonders schöne Relief der Maria Elisabeth Haller (1601), die vor dem Kruzifix kniend dargestellt ist.
An der Ostseite befindet sich eine aufwendig gestaltete Grabplatte für ein aus Ehrenhausen stammendes Ehepaar.
CHRISTOPHORUS
An der Südwand der Kirche stellt eine Relief-Keramikplatte den hl. Christophorus dar. (Ricca Bach und Günter Orban, 1991). Als Nothelfer wird er vor allem gegen einen plötzlichen, also unvorhergesehenen Tod angerufen und ist heute besonders bekannt als Schutzheiliger der Reisenden. Darstellungen des Heiligen an dieser Stelle lassen sich anhand von Fotos und schriftlichen Aufzeichnungen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurück verfolgen. (Eines der Gemälde zeigte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger).

KARNER
In der südwestlichen Ecke des Kirchplatzes, der bis 1841 als Friedhof diente, befindet sich der Karner, der eine interessante Baugeschichte aufweist.
Der ursprüngliche Bau, mit dem im Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert begonnen worden war, hatte die Form eines zweigeschoßigen Rundkarners (Beinhaus). Dieser Typus war in Mischzonen deutsch-slowenischer Bevölkerung stark vertreten.
Im Untergeschoß wurden nach der Erstbestattung im Friedhof die Gebeine der Toten aufbewahrt, gut sichtbar und einer allgemeinen Verehrung zugänglich. Im Obergeschoß fanden die liturgischen Handlungen zu diesem Totenkult statt.
Zur Zeit der Aufklärung war diese Form des Totenkultes verboten. Daher wurde Mitte des 18. Jahrhunderts das Untergeschoß des Karners teilweise aufgeschüttet und zugemauert, das Obergeschoß halbiert, offen stehen gelassen und zu einer Kreuzkapelle umgestaltet. Ihre jetzige Ausgestaltung erhielt die Kapelle 1959 - aus Anlass der Markterhebung. Auf die ehemalige Rundform weisen heute noch die steinerne Außenkanzel und ein mit 1551 datiertes Fenster auf der Rückseite hin.
URBANI-KAPELLE IN RATSCH
In der Ortschaft Ratsch, 4,5 km südöstlich von Gamlitz gelegen, bestand wegen der Entfernung zur Pfarrkirche und der schlechten Verkehrsverbindungen schon lange der Wunsch nach einer eigenen Kapelle.
Unter kräftiger Mithilfe der Gemeindebewohner wurde schließlich in den Jahren 1970 bis 1972 die kleine Kirche nach Plänen von Anton Walter erbaut und dem Schutzpatron des Weinbaues, dem hl. Urban, geweiht.
Urban ist seit dem Mittelalter der wichtigste Weinheilige – auch in der Steiermark — der vor allem im ehemaligen „Unterland“ besonders intensiv verehrt wurde, wovon viele Kirchen und Kapellen im heutigen Slowenien Zeugnis ablegen. Diesseits der Grenze jedoch steht in Ratsch an der Weinstraße das bislang einzige Kirchlein des Landes, das dem hl. Urban geweiht ist.
Die künstlerische Gestaltung des Innenraumes oblag Prof. Franz Weiß. Im breiten Altarbild, in dem sich der Farbenreichtum der südsteirischen Landschaft spiegelt, zeigt er Ausschnitte aus dem Leben Jesu, von der Geburt zu Bethlehem über das Letzte Abendmahl bis hin zur Auferstehung. Und er stellt Maria als Mutter und Urbild der Kirche dar, umgeben von Heiligen, die von alters her besondere Verehrung durch die ländliche Bevölkerung genießen.
Immer wieder nimmt der Künstler Bezug auf Gleichnisse der Heiligen Schrift, die mit Weinberg, Weinstock und Rebe zusammenhängen — so zum Beispiel bei der Darstellung Jesu als Kelter-Treter: Der Erlöser steht als Schmerzensmann unter dem Pressbaum, er gibt sein Leben für die Menschen hin, sein Blut fließt in einen Kelch.
Der hl. Urban, der auf der Sakristei-Tür dargestellt ist, hält zudem in der linken Hand neben dem Buch eine Traube, ein altes Symbol für Christus am Kreuz, der durch sein Leiden und Sterben der Welt Erlösung gebracht hat.
Zum 30-jährigen Bestandsfest der Kapelle malte der Künstler eine Schutzmantelmadonna in der Ratscher Weinberg-Landschaft. Weitere Bildtafeln zeigen die „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ — mit Gesichtern von Ortsbewohnern — und den hl. Hubertus, den Schutzpatron der Jäger und Forstleute.
Im Jahre 1994 gestaltete Franz Weiß an der Ostseite Glasfenster mit dem Motiv „Christus im Rebenkranz“ und an der Westseite ein Bildnis des hl. Franz von Assisi.
Das Gedächtnismahl Christi wird in der Kapelle alljährlich am Urbani-Gedenktag um den 25. Mai gefeiert, aber auch an zahlreichen anderen Tagen ist das schmucke Kirchlein das Ziel vieler Menschen: als Ort des Gebetes und der stillen Einkehr.